Samstag, 11. Juni 2011

Die Ignoranz der Eliten


Das Antlitz unseres Planeten ändert sich auf dramatischer Weise – ganze Landstriche werden verstrahlt, kostbares Wasser wird verschmutzt, der Regenwald schwindet, die Meere wandeln sich zur Kloake, wertvoller Boden erodiert.
Eventueller Besuch aus dem Universum  muss sich erst einen Weg durch den uns umkreisenden Schrott  bahnen, den Abfall des lächerlichen Unterfangens den Weltraum zu erobern.
Unsere Welt haben wir schon auf gründlichste „erobert“. Eigentlich Zeit umzudenken, aber die Führungen vieler großer Unternehmen und die von ihnen manipulierten Regierungen räumen der Erreichung ihrer kommerziellen Ziele absoluten Vorrang ein und ignorieren die damit verbundenen Risiken.
Zur Verwirklichung dieser Ziele errichten diese Eliten technische Systeme mit einem enormen Katastrophenpotential. Die Energieerzeugung mit Hilfe der Kernspaltung und die Erdölgewinnung aus der Tiefsee mögen als abschreckende Beispiele genügen.
Das eigentlich nützliche Werkzeug Risikomanagement wird hier in erster Linie profitorientiert benutzt und nicht auf den Erhalt unseres Lebensraumes ausgerichtet. Die von der Industrie unterstützte Risikoforschung dient dazu, kritische Technologien schön zu verpacken, damit die Gesellschaft die giftige Kröte schluckt.  
Der Organisationssoziologe Charles Perrow hat in einem bereits 1984 erschienen Buch über die alltäglichen Gefahren,  die von Techniken mit unübersehbarer Komplexität ausgehen, gewarnt. Er kam schon zu dieser Zeit zu dem Fazit, dass die Nutzung der Kernspaltung unverantwortlich ist und hat dies in seinem Buch stichhaltig argumentiert.
Natürlich steht gerade den so genannten Eliten dieses Wissen zur Verfügung – aber sie ignorieren es und riskieren unser aller Leben.

Unbedingt besorgen und lesen:
Charles Perrow
Normale Katastrophen
Die unvermeidbaren Risiken der Großtechnik
Campus Verlag   ISBN 3-593-34125-5


Mittwoch, 1. Juni 2011

Plötzlich ist alles anders – die Gegenwärtigkeit der Katastrophe


Bis zu diesem Moment war ihre Welt in bester Ordnung, sie kamen gerade von einem richtig schönen Urlaub nach Hause. Alles hat gestimmt, dass Wetter hat die ganzen drei Wochen mitgespielt, herrlicher Sonnenschein und der Strand war super, dass Meer war ein Traum. Aber jetzt freuen sie sich auch wieder zu Hause zu sein. Ihr freundliches Heim mit viel Liebe eingerichtet, die vertrauten Dinge an denen so viele Erinnerungen hängen. Es ist einfach schön wieder die eigene intime Welt zu betreten.
Plötzlich ist alles anders, im ersten Moment gar nicht einzuordnen, nicht zu begreifen. Sie haben die wohl verschlossene Haustür geöffnet und mit stiller Vorfreude das große, helle Zimmer betreten – es ist nicht mehr Ihr vertrautes Zimmer, alles liegt durcheinander, die Terrassentür steht weit offen, die Wände mit Ketschup beschmiert, der beigefarbene Teppich mit einem stinkenden Haufen menschlichen Kots beschmutzt.
Der eigentliche Schaden, so erzählte mir der Klient, dem dies widerfahren ist, war nicht der Verlust und die Zerstörung materieller Dinge. Dieses Haus war ihr sicherer Hafen in dem sie sich nach einem stressigen Tag, aus einer hektischen Umwelt, die nicht immer freundlich ist, zurückziehen konnten. Wenn die Haustür hinter ihnen ins Schloss fiel, waren sie in ihrer eigenen Welt. Dies war mit einem Mal vorbei, die Familie fühlte sich, nach diesem durch brutalen Vandalismus geprägtem Einbruch, in den eigenen „vier Wänden“  nicht mehr zu Hause. Das Ereignis Einbruch, das viele mit der Bemerkung „ist ja nicht so schlimm, die Versicherung zahlt ja“ abtun, uferte in einer handfesten Krise aus. Die Partnerin meines Kunden litt in Folge unter massiven Schlafstörungen und Depressionen. Die Familie zog aus, das Haus wurde verkauft.
Das es uns so kalt erwischen kann, wie diese bedauernswerte Familie, beruht letztendlich auf das Verdrängen der latenten und permanent vorhandenen Möglichkeit des Eintretens eines Schadensereignisses.
Die Möglichkeit für das plötzliche und überraschende Eintreten eines Ereignisses ergibt sich aus der Vielschichtigkeit unserer Umwelt. Stabile Prozesse sind nur ein momentaner, zeitlich begrenzter Zustand und sie können jederzeit von einem chaotischen Zustand unterbrochen werden. Wir können uns nicht auf lineare Entwicklungsverläufe verlassen und müssen damit rechnen, mit unvorhergesehenen Auswirkungen und überraschenden existenziellen Bedrohungen konfrontiert zu werden.
Jederzeit können wir uns in Situationen wieder finden, die wir so nur aus dem Fernsehen kennen - extreme Naturereignisse – tagelang ohne Energieversorgung - Menschen, die plötzlich zur Gefahr werden, weil sie psychische Belastungen nicht mehr aushalten. Es ist falsch zu glauben, es trifft immer nur die anderen. Es sind nicht immer nur die anderen bei denen eingebrochen wird oder deren Haus abbrennt. 
Gibt es keine Akzeptanz für die Möglichkeit eines abrupten Zustandswandels, gibt es auch keine Anstrengungen sich auf plötzliche Schadensereignisse einzustellen. So erklärt sich, warum viele Menschen nicht mal die simpelsten Sicherheitsvorkehrungen treffen. Es werden keine Einbruchsicherungen angebracht, keine Rauchmelder installiert, kein Feuerlöscher angeschafft. Wenn ein Haus eingerichtet wird, steht anderes auf der Agenda: die Räume mit schönen, durchgestylten Dingen füllen, die Medienelektronik auf dem neusten Stand der Technik, die Wellnessoase im Wintergarten – aber; plötzlich kann alles anders sein!