Heute wird in allen
Lebensbereichen gecoacht, mal mehr, mal weniger sinnvoll.
Coaching als
Unternehmensdienstleistung, in Ergänzung zu anderen
Personalentwicklungsmaßnahmenen, hat sich jedenfalls durchgesetzt und gilt hier
als neue Qualität von individueller Beratung und Förderung.
Aber Coaching in der
Unternehmenssicherheit? – Momentan wohl eher eine Seltenheit.
Dabei ist der Bedarf, zumindest latent, vorhanden.
Dabei ist der Bedarf, zumindest latent, vorhanden.
Sicherheit tut Not
Die existenzielle Notwendigkeit der Unternehmenssicherheit
ergibt sich aus dem Ziel des Unternehmens, mit produktiver Tätigkeit
Wertschöpfung zu erzielen. Jedes Ereignis, dass zusätzlich zu den Vorleistungen
den Produktionswert schmälert, reduziert die Wertschöpfung. Sinnvolle
Sicherheitsmaßnahmen senken die
Vorleistungen und verbessern so die Wertschöpfung.
Unternehmenssicherheit kann nur aus der Funktion eines
ganzheitlichen Sicherheitssystems, vergleichbar mit dem Immunsystem eines
gesunden Menschen, entstehen. Das heißt, das System muss sich den
unterschiedlichsten Bedingungen
anpassen, es muss Herausforderungen meistern und nach jeder Attacke
unempfindlicher werden.
Dazu müssen Risiken erkannt und bewertet werden. Um einen
größtmöglichen Zustand von Sicherheit zu erreichen, werden Sicherheitskonzepte
erstellt und in Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt. Da Sicherheit ein relativer
Zustand ist, müssen Prozesse zum Erreichen dieses Zustandes dynamisch und
ganzheitlich sein. Mit Hilfe von Sicherheitsmanagement kann man dieser
Forderung nachkommen. Da im Extremfall sämtliche Sicherheitsvorkehrungen zu
Fall gebracht werden können, ist es erforderlich, die Notfallplanung und das
Krisenmanagement in das Sicherheitsmanagement einzubeziehen.
Ein derartiges Sicherheitssystem kann nur dort entstehen, wo
die Unternehmensführung ein Bewusstsein für dessen Notwendigkeit hat.
Das Problem
Psychologen wie der oft zitierte Amerikaner Maslow sagen dem Menschen ein großes
Sicherheitsbedürfnis nach. Warum muss man die Menschen aber regelrecht zwingen,
sich ihrem Bedürfnis gemäß zu verhalten? Beispiel Anschnallgurt, er kann im
Auto unter Umständen unser Leben retten und ist in jedem Fahrzeug vorhanden,
aber erst Gesetz und mögliche Strafe sorgen dafür, dass er auch benutzt wird.
Scheinbar gibt es hier einen Widerspruch. Bei näherem
Hinschauen löst sich dieser auf: Denn ob wir uns sicher fühlen oder nicht ist
ein subjektives Gefühl. So kann unser Bedürfnis nach Sicherheit befriedigt
sein, obwohl wir uns gerade in größter Gefahr befinden.
Das Problem, es mangelt den Menschen mehr oder weniger an
ein Bewusstsein für die Risiken die sie eingehen – es fehlt ihnen ein angemessen
entwickeltes Risikobewusstsein.
Solange mögliche Konsequenzen aus diesem Manko nur den
Verursacher treffen, ist es nur ein persönliches Problem. Aber das ist eher
selten der Fall. Schon das Verdrängen von persönlichen Gesundheitsrisiken
trifft die Gemeinschaft.
Für uns alle ist es wichtig, Risikobewusstsein zu
entwickeln, denn wir tragen Verantwortung für uns, unsere Familien und der
Gesellschaft. Besonders sind natürlich diejenigen gefordert, die eine besonders
hohe Verantwortung tragen, beispielsweise für ein Unternehmen. Sie sind ähnlich
wie der Kapitän eines Schiffes verantwortlich für die Erreichung des Zieles und
der Menschen an Bord.
Problematisch ist, dass das subjektive Sicherheitsempfinden
der Verantwortlichen im Sicherheitsmanagement Entscheidungen in der Unternehmenssicherheit
beeinflusst und es so zu Defiziten kommt. Die Feststellung von
Sicherheitsexperten, dass es bei den Entscheidern häufig an Verständnis für
gravierende Sicherheitsmängel mangelt, ist vor diesem Hintergrund nicht
verwunderlich. Allein die Problematik
Know-how-Schutz in deutschen Unternehmen macht die Dringlichkeit einer
Korrektur deutlich. Da die Lösung eines Problems nicht auf der Ebene des
Bewusstseins erfolgen kann, die das Problem hervorgerufen hat, bedarf es einer
Bewusstseinstransformation.
Eine Möglichkeit
Die notwendigen Hilfsmittel für eine Transformation mit dem
Ergebnis Risikobewusstsein sind die Komponenten Psychologie und Kommunikation.
In anderen Bereichen ist man sich der Bedeutung dieser
Komponenten bewusst und nutzt sie im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen
in Form von Coaching.
Als unternehmensnahe Dienstleistung hat sich Coaching in den
letzten zwanzig Jahren etabliert. Es hat sich dadurch eine neue Qualität von
beruflicher Förderung herausgebildet. Nun ist die Zeit reif, Coaching im Sinne
von Awareness in der Unternehmenssicherheit einzusetzen.
Coaching im Allgemeinen ist ein Sammelbegriff für
individuelle Formen personenzentrierter
Beratung und Betreuung. Dabei geht es um lösungs- und zielorientierte
Begleitung zur Förderung der Selbstreflexion sowie der selbstgesteuerten
Verbesserung der Wahrnehmung, des Erlebens
und des Verhaltens. Der Coach begleitet seinen Klienten bei der
Realisierung eines Projektes oder der Lösung eines Problems.
Diese Definition sollte im vollen Umfang auch auf den Coach
für Unternehmenssicherheit zutreffen. Damit
das Sicherheitsprinzip zum Tragen kommt, braucht es ein klares
Risikobewusstsein. Der Coach verfügt über das Know-how, seinen Klienten bei der
Bewusstwerdung zu unterstützen. Er initiiert einen Prozess, der zu der
Erkenntnis führt, dass Sicherheit ein fragiler Zustand ist und die Möglichkeit
eines plötzlichen Zustandswechsels permanent vorhanden ist. Aus dieser
Erkenntnis wird ein Bewusstsein für Risiken entwickelt und man bemerkt, dass
die gefühlte Sicherheit oft nur eine gefährliche Illusion ist. Entwickeltes
Risikobewusstsein heißt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Es hat nichts mit
Angst oder Schwäche gemein, eher mit einem Gefühl der entspannten Achtsamkeit
und einer daraus entwickelten Vorsicht und Vorsorge.
Ist der Coaching-Prozess so weit vorgeschritten, ist ein wesentliches Ziel erreicht: Der
Coachingnehmer hat sich von seiner illusionären Sichtweise befreit, er kann
Risiken erkennen und bewerten. Hier ist nicht die Rede von professionellem
Risikomanagement. Vielmehr geht es um ganzheitliches Risikowissen, entstanden
aus einem kognitiven Prozess.
Die richtige Bezeichnung währe also Risk-Awareness-Coach.
Der Sinn
Eigentlich bräuchten wir alle so einen Coach, denn unser
Bewusstsein wird von Ereignissen geprägt, die uns unmittelbar betreffen. Unser
Leben verläuft im Normalfall unspektakulär. Ohne direktes Erleben sind wir kaum
für mögliche Schadensereignisse sensibilisiert.
Trifft uns ein Schadensereignis, vielleicht ein Sturz von
einer Leiter, sind wir, je nach dem wie sehr uns das Ereignis beeindruckt hat,
eine zeitlang aufmerksam. Aber auch nur in diesem speziellen Bereich.
Der Coach hilft, auch ohne das Erleben dramatischer
Ereignisse, ein ausgewogenes Risikobewusstsein zu entwickeln, das dazu führt,
Schäden zu verhindern oder zu mindern.
Er ist Multiplikator der Risiko-, Risikokommunikations- und
Katastrophenforschung und sorgt dafür, dass deren Erkenntnisse auch an den
„Mann“ gebracht werden.
In einem Unternehmen steht jedes Schadensereignis, egal ob
Know-how-Diebstahl, Brand, Arbeitsunfall oder Datenverlust für Gewinnverlust.
Und trotzdem kann man in vielen Unternehmen die Symptome für mangelndes
Risikobewusstsein erkennen. Ohne entwickeltes Risikobewusstsein wird es kein
professionelles Sicherheitsmanagement geben. Es gibt also viel zu tun.
Das Hindernis
Führungskräfte befinden sich auf ihre Position, weil sie
besondere Qualifikationen und Eigenschaften haben. Uneingeschränktes
Positiv-Denken und ein unerschütterlicher Glauben an die eigenen Fähigkeiten
sind für die Entstehung von angemessenem Risikobewusstsein allerdings eher
hinderlich und führen leider oft zu einer Sicherheitsphilosophie der Ignoranz.
Theoretisch gibt es Arbeit für Heerscharen von Coachs, praktisch ist die Ursache seiner Notwendigkeit sein
größtes Hindernis. Denn die eigentliche Zielgruppe, die Unternehmensleitung,
die die Verantwortung für die Sicherheit im Unternehmen trägt, ist letzt endlich
gleichfalls vom Virus der illusionären Sicherheit befallen.
So wird Unternehmenssicherheit in kleinen und mittleren
Unternehmen oft gar nicht als Aufgabe erkannt. Sicherheitsprobleme werden nicht
wahrgenommen, da die Kontrollmechanismen fehlen. Darüber hinaus werden Sicherheitsmaßnahmen
nur als unnützer Kostenfaktor und nicht als Wertschöpfungsbeitrag gesehen.
Eine schlechte Ausgangsbasis für die Bewilligung von Mittel
für derartige Awareness-Maßnahmen.
Die Perspektiven
Risikobewusstsein ist die Initialzündung für ganzheitliche
Sicherheit in Unternehmen. Coaching kann dies bewirken und ist damit eine
Chance, die Defizite in der
Unternehmenssicherheit auszugleichen.
Es bedarf wohl eines äußeren Impulses, der ein Wahrnehmen dieser
Chance bewirkt. Hierzu ist das Engagement entsprechender staatlicher
Institutionen nötig. Die Weichen für eine neue „Risikokultur“ sind bereits
gestellt. Davon zeugt zum Beispiel die BMI Publikation „Nationale Strategie zum
Schutz kritischer Infrastrukturen“ erschienen im Juni 2009. Hier wird unter
anderem zu einer verstärkten Selbstverpflichtung der Betreiber zur Prävention
und zur Bewältigung von Ereignissen aufgerufen. Und es wird von einer verstärkten und selbstbewussten
Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit der von dem Ausfall von
Infastrukturleistungen betroffener Einrichtungen (Unternehmen) gesprochen.
Wenn dafür gesorgt wird, diese Gedanken der Sicherheitsvorsorge
auch in die Unternehmen zu tragen, ist der Boden bereitet für die Idee des „Risk-Awareness-
Coaching“.
Da wo man schon offen ist für die schlichte Wahrheit, dass
Sicherheit durch Menschen zustande kommt, wird man eher bereit sein,
Coaching-Angebote zu nutzen.
Es gibt sie ja durchaus, die Unternehmen mit einem
funktionierenden Sicherheitsmanagement, die Sicherheitsmaßnahmen nicht nur
punktuell, in Reaktion auf erfolgte Schadensereignisse einsetzen, sondern
ganzheitlich und vorbeugend. Und in deren Maßnahmenkatalog auch zunehmend
Awarenessprogramme zu finden sind.
Hier könnte der Coach unterstützend eingesetzt werden, um die
Unternehmenssicherheit weiter zu optimieren und sie auf ein breiteres Fundament
zu stellen.
Es gibt für viele Bereiche der Sicherheit, Experten bzw.
Berater, der Risk-Coach könnte ihr Wegbereiter sein, denn Sicherheitslösungen
werden nur da Anwendung finden, wo man ihre Notwendigkeit erkennt, weil das
entsprechende Risikobewusstsein vorhanden ist.
1 Kommentar:
Hi,
an dieser Stelle möchte ich los werden:"Klasse Artikel!"
In diesem Artikel geht man auf den Psychologen Maslow ein und was er sagte. Er sagte dem Menschen ein großes Sicherheitsbedürfnis nach. Hierzu möchte ich los werden, dass das Sicherheitsbedürfnis eines jedem Menschen auf sich selbst gerichtet ist! In einem Unternehmen benötigt es eine Zuständigkeit, welche wiederum von der Führungsebene geschaffen werden muss. Ich denke, dass ist das Problem. Die Führungsebene hält es oft für nicht wichtig oder relevant, da ja bis jetzt noch nix passiert ist.
VG
Johannes von Gebäudeschutz München
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