Montag, 2. Mai 2011

Deckung hoch!

Meister Robert Pausch
„Wenn du dich zu sicher fühlst, bist du zu offensiv – teilst deine Kraft nicht ein, vernachlässigst deine Deckung…“
Diese  Worte eines Kampfkunst-Meisters an seinen Schützling sind gleichzeitig auch eine gute Empfehlung an uns alle. Denn unser Sicherheitsgefühl steuert zu einem erheblichen Teil unser Verhalten. Das Entscheidungen hinsichtlich unserer Sicherheit von dieser Subjektivität geprägt werden, ist nicht unproblematisch – denn oft ist die gefühlte Sicherheit nur eine gefährliche Illusion.
Es ist nicht falsch offensiv zu leben, im Gegenteil eher sympathisch.  Was der Meister uns sagen will, ist folgendes: Teile deine Kraft ein – also, teile deine Ressourcen ein! Ein Freund von mir hat sich sein Traum erfüllt, eine Ducati – das Monster-Motorrad schlechthin. Seine  Ressourcen waren damit so gut wie erschöpft.  Für einen neuen Motorradanzug hat es nicht mehr gereicht, da musste der Alte genügen. Aber dünnes Leder und unzulängliche Protektoren bieten eben keinen ausreichenden Schutz, wenn man mit 160h/km ohne Ducati über den Asphalt schlittert. Er hatte nicht nur seine   Ressourcen falsch eingeteilt, er hatte auch auf sträflichste seine „Deckung“ vernachlässigt. Insgesamt war sein Risikomanagement einfach schlecht und die Folgen katastrophal. Seinem langen Krankenhausaufenthalt verdankt meinem Freund neben seiner vollständigen „Restauration“ immerhin eine wichtigen Erkenntnis: Die Qualität unseres Risikomanagements beeinflusst maßgeblich unsere Lebensqualität!       
Das es die absolute Sicherheit nicht geben kann ist selbstverständlich. Sicherheit ist eher ein relativer Zustand der Gefahrenfreiheit, etwas Flüchtiges, um das man sich ständig bemühen muss.
Somit kann es auch kein Leben in permanenter, einlullender Sicherheit geben, sondern ein Leben in einer bestimmten Sicherheitsqualität. Diese Qualität wird, soweit wir sie beeinflussen können, erheblich von unserem mehr oder weniger vorhandenen Risikobewusstsein bestimmt und letztendlich ist unser persönliches Sicherheitsgefühl prägend. Allerdings hat diese gefühlte Sicherheit in vielen Fällen überhaupt keine objektive Berechtigung und so wird der Mensch selbst zu einem Risiko.
Es ist also sinnvoll, über die möglichen Mechanismen, die hier wirken nachzudenken.
Ein Grund, dass wir uns in einer tatsächlich unsicheren Umgebung sicher fühlen, ist  schlichtweg ein Mangel an Informationen oder das die Informationen, die wir haben falsch sind oder wir sie falsch interpretieren.
Wenn wir zum Beispiel grundsätzlich die Polizeimeldungen in unserer Regionalzeitung ignorieren, werden wir nicht wissen, dass gerade in unserem Wohnviertel in letzter Zeit verstärkt Einbrüche zu verzeichnen sind. Wir werden nicht wissen, dass immer Einfamilienhäuser betroffen waren und die Täter immer durch die rückwärtige Terrassentür eingedrungen sind.
Würden wir diese Informationen haben, würden wir uns vielleicht  unsicher fühlen, da wir genau in so einem Haus wohnen. Vielleicht, weil der Status unseres Sicherheitsgefühls auch noch von unserer psychologischen Konditionierung  abhängt. Das Informationen, die uns eigentlich veranlassen sollten Sicherungsvorkehrungen zu treffen, uns nicht aus der Ruhe bringen, liegt häufig an unsere Überheblichkeit und Arroganz.
Ja tut mir leid,  aber Psychologen behaupten, die meisten Menschen fühlen sich größer, intelligenter, stärker und damit auch sicherer als sie sind. Sie sind überzeugt, dass ihr persönliches Risiko von einer Krankheit, einem Einbruch, einem Unfall, einem Feuer oder einem anderen Schadensereignis betroffen zu werden, deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Und ich glaube, wenn ich an bestimmte Erlebnisse im täglichem „Straßenkampf“ denke, da ist was dran.  Auch viele Autofahrer sind wohl davon betroffen.
Auf einen weiteren Aspekt macht uns der Verhaltensbiologie Prof. Cube aufmerksam, er warnt davor, Unsicherheit durch Glauben zu ersetzen. In  der scheinbaren Sicherheit des Glaubens lebend  geht der Mensch unvertretbare Risiken ein. Mit dem Hinweis auf eine höhere Instanz geben viele Menschen die Verantwortung für ihre Sicherheit an diese ab, oft genug mit fatalen Folgen, wie wir wissen.  Aus meiner Praxis weiß ich, dass es Einbrechern egal ist, welchen Glauben ihre Opfer haben und auch die überzeugten „Positivdenker“, die sich immer treu nach ihrem Motto „alles wird gut“ durch das Leben lächeln, werden von ihnen nicht verschont.
Es gibt viele Gründe, die da zu führen, das wir in objektiv risikoreichen Situationen  nicht die Initiative ergreifen, sie alle hier zu nennen würde den Rahmen sprengen. Wichtig für uns ist die Tatsache, dass die gefühlte Sicherheit nicht mit der Realität übereinstimmen muss. Und das man nie, wie der Kampfkunst-Meister am Anfang des Beitrages mahnt, seine Deckung vernachlässigen darf. 

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